Körper

Foto: Margret Vennebörger

„Pudding in den Beinen“, „Hummeln im Hintern“, „Mir ist der Schreck in die Glieder gefahren“: viele Redewendungen gibt es für Gefühle, die wir in unserem Körper wahrnehmen. In der Umgangssprache scheint es klar, dass das eine große Bedeutung hat.

„Ich habe Schmetterlinge im Bauch.“ Auch wenn es sanft klingt, die Kraft, die darin steckt, haben wohl die meisten schon erlebt. Es führt kein Weg daran vorbei, ich habe mich verliebt. Auch wenn das jetzt gar nicht passt und wenn es nun wirklich nicht der Traummann ist – die Gewissheit ist da.

Woran liegt das? Unser Erleben, unsere Gefühle sind in unserem Körper. Wenn wir etwas körperlich erlebt haben, stellen wir es weniger in Frage, wir haben weniger Zweifel. Es muss nicht mehr ständig abgewogen, argumentiert, überlegt, nachgedacht werden: es ist einfach so, wir spüren es.

Gleichzeitig sind durch Körpererfahrungen, durch intensives Erleben neue und überraschende Erkenntnisse möglich – außerhalb der ewig gleichen Gedankenschleife. Körpererfahrungen bringen also Gewissheit und neue Sichtweisen.

Das bedeutet allerdings nicht, dass wir den Verstand ausschalten oder uns blindlings in etwas hineinstürzen. Um gute Entscheidungen zu treffen, sollten Überlegungen und Bauchgefühl im Einklang sein. Das gilt für emotionale und ganz praktische Entscheidungen: soll ich meinen Job aufgeben und etwas ganz Neues wagen, welches Auto soll ich kaufen etc.

Wie gelingt es uns, unseren Körper mehr wahrzunehmen? Bei einem Body Scan schließen wir die Augen und wandern langsam von den Zehen durch den ganzen Körper. Wir nehmen wahr, was ist, ohne Bewertung: so fühlt sich mein großer Zeh an, in der Wade kribbelt es vielleicht, eine Stelle in meiner Schulter ist verspannt, meine Hände sind warm.

Hilfreich ist es auch, einfach mal auf den Atem zu achten: wo spüre ich ihn? An den Nasenflügeln, in der Kehle, im Brustraum, im Bauch. Wie fühlt sich das an? Ist er ruhig, flach, gepresst?

Die Wahrnehmung der Stimme fördert auch das Körpererleben. Dafür die Vokale plus „Ä“ anstimmen und spüren: wie lange halte ich den Ton? Wo klingt der Ton im Körper (Kehle, Brustraum, Bauch etc.) Welche Fülle oder Enge hat der Ton? Wie klingt er, wenn ich meine Körperhaltung ändere (Arme heben, Füße schulterbreit aufstellen)? Wie fühlt es sich an, wenn ich das „A“ bewusst aus dem Brustraum klingen lasse?

Diese Übungen sind leicht in den Alltag einzubauen. Sie können der erste Schritt auf dem Weg zu mehr Bauchgefühl sein. Denn damit sich etwas verändern kann, muss es im Jetzt gefühlt werden. Das gilt für die Schmetterlinge im Bauch – und für vieles Andere, das wir schon lange mit uns herumtragen.
Also auf ins Spüren!

Last

Foto: Margret Vennebörger

Nicht nur in diesen Zeiten spüren wir manchmal eine Last, die kaum noch zu ertragen ist. Der Druck ist so groß, dass wir nachts mit den Zähnen knirschen oder sie aufeinander pressen.

Zur Entspannung der Muskeln – und der Stimmung – können wir uns mal tierisch benehmen: gähnen wie ein Löwe, das Maul aufreißen wie eine Tigerin – Uuuuaaah – wiederkäuen wie eine Kuh – malm, malm.

Und dann spüren, wie sich das anfühlt, was das mit uns macht. Vielleicht lachen wir, wenn wir uns wiederkäuend sehen – auch das entspannt.

Ich merke bei mir selbst, wie gut es mir tut, Körperübungen zu machen. Und es gibt so viel zu entdecken: da ist ja ein Muskel, dort sind Knochen, die miteinander verbunden sind. Wie spannend eine Reise durch den Körper sein kann, wenn man ihn bewusster wahrnimmt und nicht einfach sagt: „Der ist da. Der soll funktionieren. Basta!“

Reflexionen können diese Erfahrung erweitern. Um zu verstehen, warum ich mein Leben nur zähneknirschend aushalte, kann ich mich fragen:

  • Was stört mich am meisten?
  • Was fehlt mir besonders?
  • Was kann ich tun, um schon mal eine Kleinigkeit zu verbessern?
  • Wer könnte mich dabei unterstützen?
  • Was hält mich davon ab, jetzt anzufangen?

Wenn ich die Zähne zusammenbeißen muss, um durch’s Leben zu kommen, kann ich mich fragen:

  • Was würde passieren, wenn ich das nicht mache?
  • Wenn ich einfach mal loslasse?
  • Was wäre das Schlimmste?
  • Gibt es auch etwas Gutes dabei?
  • Wenn ja, was hält mich davon ab, mal loszulassen?

Entscheidung

Foto: Margret Vennebörger

Manchmal fällt es uns schwer, eine Entscheidung zu treffen. Wir sind hin- und hergerissen. Was auch immer wir tun (oder auch nicht tun), jede Lösung hat nicht nur Vor-, sondern auch Nachteile.

Dieses Dilemma kann lähmen, und wir werden immer unzufriedener. Wir stecken dann in einer Zwickmühle.

Wie kommen wir da heraus? Wie können wir die Starre lösen?

Aller Erfahrung nach hilft es, sich immer wieder mit einem Thema zu beschäftigen – aber nicht in der allzu bekannten, endlosen Gedankenschleife. Stattdessen kann ein Perspektivwechsel Veränderung ermöglichen. Ein paar Fragen, an uns selbst gestellt, können Bewegung hereinbringen:

  • Was würde ich in so einer Situation einer guten Freundin raten?
  • Was würde ich machen, wenn ich völlig frei wäre?
  • Was würde ich machen, wenn Geld keine Rolle spielte?
  • Was würde ich machen, wenn ich die Entscheidung in sechs Monaten widerrufen könnte?
  • Was würde ich machen, wenn ich keine Angst hätte?
  • Was würde ich machen, wenn Zeit keine Rolle spielte?

Diese Fragen klingen vielleicht etwas „ver-rückt“. Mit ihnen können aber kreative, neue Ideen entstehen. Auf einmal sind da Möglichkeiten.

Außerdem: nach und nach wird so klarer, was wir wollen, was wir im Einklang mit unseren Bedürfnissen und unserer Umwelt verwirklichen möchten und können.

Dann stellt sich vielleicht nur noch eine Frage: Was hält mich davon ab, es zu tun?

Maske

Wir sehen wenig von einem Menschen, wenn wir eine Maske tragen. Damit mein Gegenüber wahrnehmen kann, wenn ich sie oder ihn anlächele, versuche ich, dass ganz bewusst zu machen. Ich lächele mit den Augen, damit mein Lächeln gesehen werden kann. Das fühlt sich auch für mich gut an.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass hinter der Maske, im Verborgenen, eine Entwicklung stattfindet. Ich habe schon einige Menschen erlebt, bei denen ich dachte: „Wow! Was hat sich da getan? Wieviel offener ist er jetzt, wieviel selbstbewusster ist sie geworden.“

So kann etwas Ambivalentes wie eine Maske, die zwar Schutz bietet, aber auch eine Einschränkung ist, etwas Neues hervorbringen.

Foto: Margret Vennebörger

L

Was in diesen beschränkten Zeiten helfen kann:

  • Mit lieben Menschen telefonieren oder zoomen
  • Lachen
  • Laufen an der frischen Luft
  • Mal Luft rauslassen, weil das Jahr so lustlos ist
  • Loslassen und die Vorteile genießen
  • Sich auch mal Luxus gönnen
  • Liebevoll mit sich selbst und anderen umgehen

Eigentlich wissen Sie das alles? Aber irgendetwas hält Sie zurück? Dann kommen Sie zu mir – physisch oder virtuell. Gemeinsam erkunden wir den Stillstand und die Bewegung.

Photo by Nataliya Vaitkevich on Pexels.com